Zur Verflechtung von Kunst und Gesellschaft

Ich wurde vom Verein Akut eingeladen, im Rahmen eines konzertanten Symposiums über Adorno zu sprechen. Als Thema habe ich das Verhältnis Adornos Ästhetik zu seiner politischen Theorie gewählt:

Kunst ist für Adorno nicht auf direktem Weg mit Gesellschaft verknüpft. Sie ist politisch, gerade wo sie es nicht ist. Indem sie verweigert, sich in den Dienst einer kunstfremden Sache zu stellen, bildet sie einen eigenen abgeschlossenen Bereich und gerät in Konflikt mit der bestehenden Ordnung. In dieser Weigerung, sich einer auf Zwecke gerichteten Rationalität zu unterwerfen, die sich im Werk selber künstlerisch vollzieht, sättigt sich Kunst an Gesellschaft. Die Verflechtung reicht bis ins Innerste.

Für Adornos eigene Komposition folgt daraus die Konsequenz, im Prinzip keinem zuerst entworfenen politischen oder philosophischen Programm folgen zu dürfen. Beim Komponieren, dem Entscheiden darüber, was künstlerisch stimmt und noch mehr darüber, was nicht stimmt, kann er sich nur auf die Kenntnis des musikalischen Materials stützen. An das Dagewesene, die Tradition, wird überwindend angeknüpft, sie bleibt erhalten, nur indem sie – wie es bei Adorno hegelisch heißt – „bestimmt negiert“ wird und nicht in verehrender Konservierung.

Freitag, 20. November, 11:00
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

„A fresh new take on the gay guy?“

In dem Serienbuch How I Got Lost Six Feet Under Your Mother (Zaglossus, 2012) versuchte der Verein zur Förderung Kritischer Theater- Film- und Medienwissenschaft (KritTFM) eine etwas andere Herangehensweise an Fernsehserien. Während Serien in wissenschaftlicher Betrachtung und im Feuilleton meistens lobend erwähnt werden, wollten sie das Problematische hervorheben und so gesellschaftliche Phänomene entschlüsseln. Anhand der Darstellung von schwulen Figuren in Fernsehserien soll im Rahmen der Veranstaltung am Youki Filmfestival in Wels Einblick in die Möglichkeiten dieses Ansatzes geboten werden. Das gelingt mittels der Analyse und Reflexion von Beispielen und Diskussion der Erfahrung von Teilnehmenden. Alle Interessierten sind herzlich willkommen und eingeladen, gemeinsam zu experimentieren.

Samstag, 22. November, 15:00
Wels, Medien Kultur Haus

You can dance right through your life

Tanzfilme sind nicht für ihre vielschichtigen und komplizierten Handlungen bekannt. Eher gelten sie als seichtes Entertainment, welches fehlende Intelligenz im Drehbuch mit aufwendigen Choreographien und Showeinlagen kompensiert. Vorurteile, die in der Regel zutreffen, meist handelt es sich um Liebesgeschichten oder um die Geschichte von Außenseitern, die etwas aus sich machen, Freundinnen finden oder sich in einer neuen Umgebung behaupten. Allerdings gibt es im Tanzfilm noch eine zusätzliche Ebene: den Tanz und die Musik. Diese latente, mimetische Schicht interagiert mit der manifesten Handlung des Films. Manchmal stabilisiert und verstärkt sie diese, manchmal gerät sie mit dieser in Widerspruch oder erweitert sie um eine zusätzliche Dimension.

Die Sprache des Tanzes kennt keine Worte und Begriffe. Zwar gibt es im Tanz Zeichenähnliches, aber Zeichen stiften nicht seinen spezifischen Sinn. An filmischen Beispielen, reichend von den alten Ginger Rogers und Fred Astaire Filmen, über Flashdance bis hin zu neueren Produktionen, soll dieser tänzerische Sinn mitvollzogen, sowie zunächst die innerfilmischen und schließlich gesellschaftlichen Implikationen untersucht werden. Wir konzentrieren uns dabei auf populäre Beispiele und lassen experimentellere und vom Anspruch her künstlerischere Filme nur am Rande einfließen.

Wie immer gibt es ein leckeres Buffet. Die Veranstaltung ist kostenlos, das Buffet darf gegen Spende genossen werden und wir freuen uns auf euer Kommen und eure Anregungen.

Eine Veranstaltung des Vereins für Kritische Theater- Film- und Medienwissenschaft. KritTFM-Brunch mit Sarah Kanawin.

Sonntag, 13. April, 13:00
U5, Universitätsstraße 5

Lob des Dilettantismus

Der Vortrag findet im Rahmen der Ringvorlesung „Philosophie und Gesellschaft“ am Institut für Philosophie statt und versucht eine Kritik einiger Probleme akademischer Philosophie. Vielleicht mutet es zunächst seltsam an, im Rahmen einer universitären Lehrveranstaltung die akademische Philosophie kritisieren zu wollen. Tatsächlich gibt es dabei eine Reihe von Problemen, die sich ergeben, sobald die Kritik über eine bloß wissenschaftliche Selbstkritik hinauszugehen versucht. Gerade von diesen Schwierigkeiten ausgehend, lassen sich allerdings nicht nur die Widersprüche zwischen Philosophie und institutionalisierter Wissenschaft entwickeln, sondern schließlich einige Probleme des Denkens und der Philosophie selbst. Dabei wird es darauf ankommen, diese Antinomien in einen gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen und so deren objektiven Gehalt kenntlich zu machen.

Montag, 4. November, 18:30
Neues Instituts Gebäude HS III, Universitätsstraße 7

Die Dialektik der Aufklärung erklärt anhand eines Glases Orangensaft

Die Kritische Theorie übt auf viele eine große Faszination aus. Die Rätselhaftigkeit von Begriffen wie „Nichtidentisches“, „bestimmte Negation“ oder „Dialektik“, fordert die Verständnisfreudigen heraus. Oft werden ihnen dann viele große Worte für Gedanken aufgetischt, die eigentlich gar nicht so kompliziert sind, wie sie zunächst scheinen mögen.

Bei einigen Gläschen Orangensaft, werde ich versuchen, diesen scheinbar mysteriösen Begriffen, ihren Flair des Unverständlichen zu nehmen. Es wird sich herausstellen, dass zwar die Gegenstände des Denkens rätselhaft sein mögen, sich aber hinter komplizierten Ausdrücken meist ein deutlicher und klarer Gedanke herausarbeiten lässt, der anhand eines Glases Orangensaft verdichtet werden kann.

Freitag, 23. November, 16:00
HuS, Rathausstraße 19−21