Wer an einer Arbeit Lawrence Weiners vorbei geht und schon andere seiner Stücke gesehen hat, erkennt sofort die Handschrift des mittlerweile betagten Amerikaners wieder. Bei anderen Künstlerinnen oder Künstlern wäre das gar nicht so bemerkenswert; es erstaunt aber in diesem Fall, da es sich bei Weiners Arbeiten zunächst bloß um Schriftzüge handelt. Um einen Satz in einer serifenlosen Schrift, manchmal − aber nicht immer − ergänzt um einige grafische Elemente, manchmal in mehreren Sprachen. Irgendwie hat Weiner es geschafft, die Sprache selbst zu seinem Werk zu machen. Auch wenn seine Stücke eine ausgeprägte grafische Komponente schon dadurch aufweisen, dass sie in einer eigens entworfenen Schrift und in einer sauberen und überlegten Weise gesetzt werden, sind sie im Kern doch Sätze. So vielseitig die Arbeiten von Weiner sein mögen, sie verweisen doch stets auf einen Satz, der ihren Kern bildet und ihnen einen konzeptuellen Charakter aufprägt: Sie bleiben letztlich Anweisungen zu ihrer Realisierung und sind also als einzelne nur Möglichkeiten und Varianten einer Idee.
Die Galerie Hubert Winter hat Weiner, nach der Dokumenta, an der er beteiligt war, eingeladen und präsentiert eine kleine aber feine Ausstellung mit einigen eigens angefertigten Schrift-Skulpturen Weiners. Das bietet die Gelegenheit, diese Arbeiten in Ruhe zu besichtigen und zu besprechen. Darüber hinaus gibt die Schau Anlass, sich mit einem der größten Kunstwerke im öffentlichen Raum Wiens zu beschäftigen, das verhältnismäßig wenig Beachtung findet. Lawrence Weiner brachte 1991 einen Schriftzug auf der Plattform des Flakturms an, in dem sich das Haus des Meeres befindet. Die eigenwillige und kuriose Geschichte dieses Kunstwerks wird dazu dienen, einige weitere Facetten Weiners Werks zu beleuchten. Ausklingen könnte der Abend bei einem Gläschen in einem der vielen umliegenden Lokale.
Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos, wobei ich für Spenden, die meinen Aufwand entschädigen, dankbar bin. Ich würde mich freuen, wenn Teilnehmungswillige mir kurz per E-Mail Bescheid geben könnten, damit ich mich entsprechend der Anzahl der Beteiligten einrichten kann. Ich freue mich auf einen anregenden Abend voll lebhafter Diskussion.